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33. Ausgabe / November 2013

Hallo, Ihr Lieben!

Mit kleinen Dingen etwas Großes bewirken � so in etwa kann die Entdeckung von 35 Kirchenbucheinträgen zu Sarfert in Wildenfels durch Brigitte und Ronny gewertet werden.
Damit liegt ein weiterer Nachweis vor, dass das Vorerzgebirge ab dem Spätmittelalter Siedlungsgebiet unserer Vorfahren wurde. Es bestätigt auch, dass in den alten Kirchen- und Gerichtsbüchern wahre Schätze schlummern, die nur darauf warten, gehoben zu werden.
Höchst interessant ist auch die Ausarbeitung von Dr. Wolfgang Günther aus Koblenz zu den alten Gasthöfen in Bockwa. Ein familiengeschichtliches Dokument, worüber schon bald berichtet wird. Alles viele gute Nachrichten, die den Lesestoff nicht ausgehen lassen.

Wir wünschen Euch eine schöne Adventszeit, ein frohes Weihnachtfest und einen Jahreswechsel bei guter Gesundheit

P.S. Nach Redaktionsschluss erreichte uns noch ein wichtiger Hinweis zu den Sarferts in Wildenfels. Ronnyschrieb: � ...zudem fand ich einen Eintrag in den 1560er Jahren über einen Fabian Sarffeltt in Wildenfels, möglicherweise der Vater von Wolff Sarfert dem Älteren!�




Unsere Reise führt uns zurück in die Zeit des 16. Jahrhunderts. Das dunkle Kapitel Mittelalter (dunkel deshalb, da es Mangels Aufzeichnungen bisher wenig erforscht ist) wurde durch die Reformation abgelöst. Angestoßen 1517 durch Martin Luther endete die Erneuerungsbewegung in der Spaltung des Christentums in die verschiedenen Konfessionen (lutherisch und katholisch). Neben Wittenberg war Zwickau die zweite Stadt in Sachsen, in der sich die Reformation durchgesetzt hatte.
Die Familie von Wolff Sarfert �dem Älteren� (SP-1215) entschied sich, in Wildenfels bei Zwickau sesshaft zu werden. Sein Sohn, der Schmied Wolff Sarfert �der Jüngere� (SP-1217), bekam von der Stadt Wildenfels sogar das Bürgerrecht zugesprochen und unterschied sich somit von den anderen meist mittel- und rechtlosen Bewohnern. Voraussetzung dazu waren Hausbesitz und ein gewisser Wohlstand. Als Bürger durfte er nun auch an der Wahl der Ratsherren teilnehmen. Er starb 1680 mit 84 Jahren und wurde nach damaligen Verhältnissen sehr alt.
Der Enkel Johannes (SP-1224) �später Hans genannt� erblickte 1635, mitten in den Wirren des 30jährigen Krieges (1618-1648), das Licht der Welt. Im Kirchenbuch steht, dass er an Wassersucht, einer abnormen Ansammlung von Körperflüssigkeiten, hervorgerufen durch eine Herzschwäche, im Alter von 58 Jahren starb. Er war Fleischhauermeister und Bürger in der Stadt Wildenfels, wie auch seine Nachfahren Jeremias (SP-1226), Christian (SP-1227) und Johann Michael (SP-1230).
Als angesehene Fleischhauer versorgten die Sarferts die Einwohner und wohl auch die Herrschaft von Wildenfels über 120 Jahre (etwa von 1650 bis 1770) mit frischem Fleisch. Sie brachten Abwechslung auf den Speiseplan.


Die Versorgung des kleinen Mannes dürfte sich erst ab 1648, mit Ende des 30jährigen Krieges, wieder gebessert haben. Bis dahin gab es alle Tage Brei und Grütze. Erlesenes, wozu auch Fleisch gehörte, konnten sich nur die Reichen leisten. Schon deswegen zählte die Zunft der Fleischer und Fleischhauer zu den wohlhabenden und einflussreichen Handwerken in der Stadt. Ein Grund mehr, den Nachwuchs nur noch aus Meistersöhnen zu rekrutieren, damit dieses Privileg auch �in der Familie� blieb. So praktizierten es auch die Nachkommen von Wolff Sarfert �dem Jüngeren�, was gut an der Stammtafel nachzuvollziehen ist.
Sehr wahrscheinlich hatte die Familie ihr Wohnhaus direkt am Marktplatz unterhalb der Burg Wildenfels. Vor ihrem Haus befand sich eine Art Unterstand, wo das Fleisch feilgeboten wurde. Erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts war es dann üblich, dass der Fleischverkauf in einem Verkaufsladen im Erdgeschoss des Wohnhauses erfolgte.

Von existenzieller Bedeutung war auch der Aufbau eines eigenen Kundenstamms, denn durch die Folgen des Krieges und der Pest in den Jahren 1632/42 hatte sich die Stadt fast entvölkert. Doch es ging schnell aufwärts. Auf dem Markt wurden schon bald die Dinge des täglichen Bedarfs angeboten; neben Fleisch insbesondere auch die Früchte von den Feldern der Ackerbürger vor der Stadt.
Geschlachtet wurde früher vor den Stadttoren an einem Wasserlauf. Dazu wurden größere Tiere durch einen Schlag mit der stumpfen Seite des Schlachtbeils betäubt, Kleinvieh durch das Abschlagen des Kopfes oder Durchschneiden der Kehle getötet.
Noch zu erwähnen sei auch, dass Jeremias Sarfert (SP-1226) bis zu seinem Tod 1747 Mitglied des Kirchenvorstandes war. Zur Kirche ging es zu Fuß, seltener mit Pferdekutsche, in das etwa 1 km entfernte Härtensdorf. Die dortige Kirche �Zu den drei Marien� galt als Hauptkirche für die umliegenden Orte und war als Pfarre verantwortlich für die Führung der Kirchenbücher, die in Härtensdorf bis in das Jahr 1602 zurückgehen.
Eine interessante Entdeckung machten wir noch in der Kirche �Zu den drei Marien� in Härtensdorf: Vor uns ein wertvoller Flügelaltar des Zwickauer Bildschnitzers Peter Breuer!
Auf Breuers Werke stießen wir schon in Weißbach, in Vielau und auch in Bockwa. Wie in Härtensdorf, ließen sich auch dort erste Spuren unserer Vorfahren in den Kirchenbüchern nachweisen.


Eine Ehrentafel enthüllte Oberbürgermeister Dieter Kiesling kürzlich am Haus Am Graben 57 in Reichenbach. Damit erinnerte er an den 100. Todestag einer Wohltäterin und Ehrenbürgerin der Stadt - Leonie Sarfert (EH-258).
Unter den Gästen waren die Ururenkelin der Wohltäterin, Jutta Dyrchs-Jansen, und weitere Vertreter des �Reichenbacher Zweiges� der Familie Sarfert, wie Karin Hentschel (VH-530), ihr Großvater Walter Sarfert (H-420) betrieb die Konditorei Sarfert gegenüber der Peter-Paul-Kirche, und Georg u. Sabine Rademann (VH-532), ihrem Opa Erich Sarfert (H-429) gehörte der bekannte Zigarrenladen untergebracht in einem Kiosk an der Ecke Humboldt- u. Bahnhofstraße.

Die Freie Presse Reichenbach berichtete, dass es Wunsch der Ururenkelin Jutta Dyrchs-Jansen war, der Leonie Sarfert in der Stadt mehr Aufmerksamkeit zu widmen. �Nicht das Totschweigen oder die Reduktion auf die bösen Kapitalisten, sondern auch der positiven Dinge sollte gedacht werden!� Denn die Familie Sarfert kümmerte sich mit ihrem persönlichen Vermögen sehr um die Belange der armen Bevölkerung. Dazu erinnerte OB Kießling an das Jahr 1898, in dem der Kommerzienrat Sarfert starb und in seinem Testament der Stadt 60.000 Mark zur Verwendung für gemeinnützige Zwecke hinterließ. Seine Witwe Leonie achtete immer sorgfältig darauf, dass das Geld der Stiftung auch gemeinnützig verwandt wurde!
Mit der Tafel am ehemaligen Sarfert-Heim (Von 1907 bis 1997 städtische Kindereinrichtung), wurde das Wirken der Familie jetzt gewürdigt. Seit 15 Jahren kümmert sich in diesem Haus nun der Leuchtturm-Verein um sozial Schwache.